Der Begriff "Freie Schulen" bedeutet nicht, dass es keine Regeln gibt, sondern dass diese Schulen eine weitgehende pädagogische Autonomie haben.
Waldorflehrerinnen und -lehrer bauen in der Unterstufe ein von „liebevoller Autorität“ geprägtes Verhältnis zu ihren Schülern auf. Kinder suchen ihre Grenzen. Nur wenn sie Grenzen von den Erwachsenen erfahren, fühlen sie sich einerseits sicher und erleben sich andererseits als eigene Persönlichkeit. Im Laufe der Schulzeit wandelt sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis immer mehr zu einer umfassenden Lernpartnerschaft.
Warum haben die Kinder in den ersten acht Schuljahren nach Möglichkeit ein und denselben Klassenlehrer? In einer Gemeinschaft, die von Beständigkeit und Rhythmus geprägt ist, können Kinder sich gesund entfalten.
Um ihnen darin eine verlässliche Stütze zu sein, begleitet ein Waldorf-Klassenlehrer "seine" Klasse nach Möglichkeit sechs bis acht Jahre lang und unterrichtet jeden Morgen mindestens die ersten beiden Stunden eines Schulvormittags. In wechselnden "Epochen" bringt er den Schülern jeweils über mehrere Wochen den Stoff unterschiedlicher Themengebiete nahe. Dabei lernt er seine Schüler sehr gut kennen und kann individuell auf ihre Stärken und Schwächen eingehen.
Es ist ein Prinzip der Waldorfschule, kein Kind aus finanziellen Gründen abzulehnen.
Da aber die Zuschüsse an freie Schulen in allen Bundesländern niedriger sind als jene, die staatliche Schulen erhalten, müssen Waldorfschulen Schulgelder von den Eltern verlangen - obwohl sie erwiesenermaßen besser wirtschaften als Schulen in öffentlicher Trägerschaft. Um dennoch allen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, bilden die Lehrer und Eltern Solidargemeinschaften, die zwar an jeder Schule etwas anders gestaltet sind, sich aber darum bemühen, die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Familien auszugleichen.
Nein. Ausdrücklich nein. An Waldorfschulen lernen Kinder aller Begabungsrichtungen wie an den staatlichen Regelschulen auch, nur dass hier neben intellektuellen Fähigkeiten gleichgewichtig auch soziale und handwerklichkünstlerische Fähigkeiten gefordert und gefördert werden. Die individuelle Förderung von Kindern mit besonderem Assistenzbedarf ist eine wichtige Säule der Waldorfpädagogik, die entweder in Schulen mit einem inklusiven Konzept oder in heilpädagogischen Förderschulen umgesetzt wird.
Kommen die Schüler später denn überhaupt mit der "harten Realität" zurecht?
Die Praxis zeigt, dass gerade Waldorfschüler von Ausbildern besonders geschätzt werden.
In einer Schule, die nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten anspricht, entwickeln sich Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, prozessual zu denken, vom ersten Schultag an. Umfangreiche Absolventenstudien zeigen, dass Waldorfschüler in allen Studien- und Berufsfeldern sehr erfolgreich studieren und arbeiten.
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